Porzellan und Zeitungspapier – im ersten Moment scheint dies keine übliche Kombination zu sein! In ihrer Sonderausstellung im Museum Schloss Fürstenberg fügt Sonngard Marcks diese beiden Medien jedoch auf zauberhafte Weise zusammen, und zwar mit Hilfe von Scherenschnitten.
Scherenschnitte sind eine Kunstform, die ursprünglich sowohl aus Nordchina als auch aus Persien stammt. Die zarten Formen entstehen, indem man aus einem Stück Papier mit verschiedenen Techniken eine Silhouette ausschneidet. Dabei erhält man zwei Teile: Den ausgeschnittenen Umriss und das Negativ. Beides verwendet Sonngard Marcks in ihrer Ausstellung, und zwar auf die unterschiedlichsten Arten.
Die meiste Scherenschnitte, die sie herstellt, sind Schmetterlinge. Diese filigranen Insekten aus Zeitungspapier und Telefonbüchern werden dann sorgsam auf Vasen, Kerzenständern und Kannen platziert. Es wirkt beinahe so, als hätten sich die zarten Wesen zufällig auf den Stücken niedergelassen und würden in einer kleinen Pause graziös verweilen, bis sie sich wieder in die Lüfte schwingen. Auch Käfer und Pilze hat Sonngard ausgeschnitten, die sie allerdings nicht auf Porzellan klebt, sondern mehr als Inspiration benutzt. So schiebt die Künstlerin sie auf Tellern herum, betrachtet diese und jene Perspektive und erschafft auf diese Weise neue Motive, die sie auf dem Porzellan aufmalen kann.
„Das ist mein Spielzeug!“, lacht sie fröhlich, wenn man sie danach fragt.
Die Negative, die von den ausgeschnittenen Formen zurückbleiben, sammelt Sonngard auf und verwahrt sie in lauter Dosen und Kästchen. Die schönsten von ihnen hängt sie auf, sodass sie wieder ein eigenes Bild ergeben, welches an der Wand des Ateliers in Fürstenberg befestigt ist und stetig weiterwächst.
Auf die Idee der Scherenschnittkunst kam die Künstlerin durch Philipp Otto Runge, einer der bedeutendsten Maler der deutschen Frühromantik, der Zeit seines Lebens auch immer wieder Scherenschnitte anfertigte, die sich auch bei seinen Zeitgenossen großer Beliebtheit erfreuten. Nicht zuletzt deshalb liegt bei Sonngard Marcks neben den vielen Porzellan- und Keramikstücken auch ein Buch über Runge aus, in dem seine wunderschönen Schnitte auch für die Besucher zu sehen sind.