Porzellan à la Chinoise

Während Porzellan in China eine Jahrtausende alte Geschichte hat, ist das „weiße Gold“ bei uns in Europa eine verhältnismäßig moderne Angelegenheit: Erst mit dem Beginn der frühen Neuzeit im 16./17. Jahrhundert, kamen mit den Handelsschiffen der ostindischen Kompanien Englands und der Niederlande, die allseits begehrten Waren Asiens nach Europa. Gewürze, Seide, feine Papiertapeten, der so exotische Tee und besonders das blütenweiße Porzellan fanden einen reißenden Absatzmarkt in den Adels- und Königshäusern in ganz Europa. China, das Reich der Mitte, rückte nicht zuletzt durch seine Exportprodukte im Westen in den Mittelpunkt des Interesses. Über die Jahrzehnte verstärkte sich dieses Interesse an der chinesischen Kultur mit all ihren Facetten, bis dann diese Chinamanie im 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt fand: Plötzlich war alles „Chinesische“ der Inbegriff von Exotik und Luxus! Wer es sich leisten konnte, lebte à la chinoise und kleidete sich in den extravaganten Blumenstoffen Südchinas, dekorierte seine Räumlichkeiten mit Seidentapeten und Lampions und trank vor allem Tee aus feinstem, importierten Porzellan. Doch nicht lange musste das typisch blau-weiße Service teuer aus China exportiert werden! Nach einigen Experimenten gelang es auch Europäern Porzellan herzustellen und erste Manufakturen wurden gegründet, die ihr eigenes Porzellan à la chinoise, also nach chinesischem Vorbild, produzierten. So auch 1747 die Porzellanmanufaktur Fürstenberg.


In ihrer neuen Sonderausstellung im Museum Schloss Fürstenberg stellt Sonngard Marcks unter anderem die Chinoiserie des 18. Jahrhunderts nach – und drückt ihren Stücken ihren eigenen individuellen Stempel auf: Im wahrsten Sinne des Wortes; ihre Skizzen unterschreibt die Künstlerin mit einem in Schriftzeichen gefassten Stempel, der sowohl auf Japanisch als auch Chinesisch „Innovation“ bedeutet. Sonngard Marcks lässt über die weißen Fürstenbergteller die typisch chinoisen, blauen Ranken und Figuren laufen, um sie dann mit dem ihr eigenen Stil zu versehen: Insekten und Pflanzen ergänzen die chinesischen Muster und fügen sich zu etwas Neuem und Einzigartigem zusammen.
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