„Lustgarten. Porzellan und Gartenkunst“

Um die wunderbare Gartenkunstausstellung im MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG zu finden, brauchen Sie keinem weißen Kaninchen in dessen Bau hinterherkriechen! Es reicht – sollten Sie nicht ortskundig sein – ein Navigationsgerät, um die Türen des Renaissanceschlosses in Fürstenberg durchschreiten zu können.
Die Sonderausstellung ‚Lustgarten. Porzellan und Gartenkunst‘ präsentiert die einzigartige Verbindung zwischen Natur und Porzellan mit besonderem Fokus auf das 18. Jahrhundert. Hier werden kostbare Porzellane verschiedener Manufakturen gezeigt, von denen viele zum ersten Mal öffentlich zu bestaunen sind.

Aus meiner Sicht als FSJlerin ist diese Sonderausstellung natürlich nochmal etwas ganz Besonderes! Es ist eine Ausstellung, bei welcher ich die liebevolle Entstehung erleben und mitgestalten konnte. Dabei konnte ich jedes Objekt auf eine andere, genauere Art kennen lernen, beispielsweise, wenn die Unterlage für ein Porzellanobjekt passend zu seiner Form händisch ausgeschnitten wurde.

Mir persönlich hat es der erste Raum der Sonderausstellung, welcher sich in der Alten Kapelle befindet, besonders angetan. Hier wird die Wahrnehmung des Adels in Bezug auf die romantisierte Welt des Gartens visualisiert. Durch die wunderschöne Darstellung von gärtnerischen Idyllen, wie den Schäferpaaren in ihrer vermeintlichen ländlichen Umgebung, wird schnell klar, wonach sich der Adel des 18. Jahrhunderts gesehnt hat. Als Betrachter*in kann man so auf eine nahezu subtile Weise ein Gefühl für die historische Zeit bekommen und vielleicht sogar Verständnis für Marie Antoinettes „Hameau de la Reine“ – ihr künstliches Bauerndorf im Schlosspark von Versailles – aufbringen.

Somit wird beim Betrachten aller Ausstellungsräume mitsamt seinen graziösen Gärtnerinnen und schönen Porzellanblumen schnell klar, warum die Natur bis heute als Inspirationsquelle vieler Kunstschaffender gilt.

Besonders in den beiden oberen Räumen der Sonderausstellung wird der Blick auf den Garten immer zeitgenössischer. Von der klassischen Blumenmalerei, über den Jugendstil bis hin zu einer modernen Platte der Künstlerin Sonngard Marcks.
Hierdurch entwickelt sich für den Betrachter eine Art Porzellan-Herbarium, welches sich nicht auf typische Gartenpflanzen beschränkt, sondern auch die wilde Natur einbezieht. Somit entsteht einheitlich in Naturdarstellungen, der faszinierende Kontrast zwischen chaotischer, wilder Natur und künstlich angelegten Gärten als ausgebauter Wohnraum.

Neben den Exponaten sind auch die individuellen und liebevollen Szenografien der Illustratorin Marei Schweitzer nicht zu verkennen. Dank dieser können sich die Besucher*innen in einen imaginären Porzellangarten hineinversetzen. Durch überlebensgroße Scherenschnitte von Blumen, Lichteffekte und die unverwechselbare Handschrift der Illustratorin für die Ausstellungstexte wird die Ausstellung zu einem Gartenerlebnis à la Alice im Weserbergland. Sie können die wundersame Sonderausstellung noch bis zum 22. Oktober erleben.

Idealerweise kann auf dem Weg nach Fürstenberg ein Abstecher zur Landesgartenschau in Höxter eingeplant werden, wo Sie eine umgekehrte Darstellungsform erwartet. Der Porzellangarten ist in Höxter keine Darstellung eines Gartens aus Porzellan, sondern die Wiedergabe des Weserberglandes mithilfe von 1500 FÜRSTENBERG-Tellern und Platten. Die Gartengestaltung ist dabei als eine Kooperation mit dem Fachbereich Landschaftsplanung und Umweltarchitektur der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Standort Höxter, realisiert worden. Das studentische Projekt zeigt somit einen anderen zeitgenössischen und jungen Blick auf die Darstellung von Natur mittels Porzellan.

Als Besucher*innen der Landesgartenschau in Höxter erhalten Sie im Museum einen reduzierten Eintrittspreis von nur 7 Euro bei Vorlage Ihres Gartenschautickets.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!