Erlebniswochenende – Ritter, Märchen & Porzellangeschichten

Über 200 Besucher folgten der Einladung zum Erlebniswochenende, welches ganz im Zeichen von Rittern, Märchen & Porzellangeschichten stand.

 

»Erst das Erzählen gibt dem Märchen seine Seele. Gedruckt liegen Märchen nur in einem Grab, durch das Lesen holen wir sie in unsere Vorstellung herauf, durch das Erzählen werden sie lebendig.«
Rudolf Geiger (1908-1999), deutscher Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Märchenforscher

 

Über 200 Besucher folgten der Einladung des an der deutschen Märchenstraße gelegenen Museum Schloss Fürstenberg und meldeten sich für die limitierten Plätze zum Erlebniswochenende am 19./20. September 2020 an, das ganz im Zeichen von „Rittern, Märchen und Porzellangeschichten“ stand.

Eröffnet wurde das Programm durch den Museumleiter Dr. Christian Lechelt, der die heldenhafte Sagengestalt des „Weißen Ritters von Fürstenberg“ (dargestellt von Eric Ormann) zum Leben erweckte, um mit ihm zusammen von den Wurzeln der mehr als 80 Meter über der Weser gelegenen Schlossanlage als mittelalterliche Grenzburg zu berichten.

Vor über 200 Jahren erschien die Erstausgabe „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm. Ihre gesammelten Märchen sind um die Welt gegangen, viele davon spielen hier im Weserbergland. Dorothea Viehmann (gemimt von Erika Knauf vom Heimatverein Dorothea Viehmann Kassel-Niederzwehren e.V.), die den Brüdern Grimm in der Nähe von Kassel einst über 40 Märchen in die Feder diktierte, wurde vom Verein Deutsche Märchenstraße e.V. nach Fürstenberg entsendet, um das Wissen der Schloss- und Werksverkaufbesucher *innen rund um die Grimmschen Märchen auf die Probe zu stellen. Inspiriert von der Erzählkunst der Märchenfrau hatten große und kleine Besucher*innen die Möglichkeit bei einem Workshop mit dem Porzellanmaler Jörg Herzberg ihr Lieblingsmärchen auf einem FÜRSTENBERG Porzellanteller mittels Pinsel und Farbe zu verewigen. So entstanden bunte Teller unter anderem mit Motiven von verlorenen Tanzschuhen, gefährlichen Drachen, lustigen Zwergen und rotbemützten oder gekrönten Mädchen.

Wie Dornröschen aus ihrer misslichen Lage hinter der Dornenhecke mit Hilfe der FÜRSTENBERG Mopsdame ANNA gerettet werden konnte, erzählte Lina Aschendorf den erstaunten Zuhörer*innen als Einstimmung auf den Workshop „Dornröschenblüten“. Das Dornröschenschloss war in dieser Version durch Philippine Charlotte, der Gattin des FÜRSTENBERG Manufakturgründers Herzog Carl I., mit einem Service aus 12 vergoldeten und dem blauen F versehenen Porzellantellern beschenkt worden. Anlässlich der Feier der Geburt der Königstochter konnte deshalb die Dreizehnte der zwölf Feen nicht eingeladen werden. Die kleine Prinzessin wurde daraufhin verwunschen und fiel schließlich als Teenager in einen hundertjährigen Schlaf. Besucher*innen konnten sich nach dieser turbulenten Geschichte im Modellieren mit FÜRSTENBERG Porzellanmasse versuchen und angeleitet von Porzellinerin Annett Marburg zarte weiße Rosenblüten zaubern.

Wer nach so viel handwerklichem und künstlerischem Geschick hungrig geworden war, stärkte sich im BISTRO CARL mit einem besonders familienfreundlichen Speise-und Getränkeangebot.

Ein heiteres Märchenerlebnis mit einer ganzen Reihe origineller Theatermittel bot das Schauspielerduo stille hunde aus Göttingen für die jungen Besucher ab 4 Jahren. Im Gerverot-Saal ging es lebhaft zu als Stefan Dehler und Christoph Huber zeigten, wie der „Gestiefelte Kater“ aus einem armen Müllersohn einen reichen Herren machte. Das Märchen über tierische Schlauheit und menschliche Eitelkeit erntete großen Applaus. Zum Glück wurde die angekündigte Märchenhochzeit zwischen dem Müllersohn und der Königstochter Jessica aber auf später und an einen anderen Ort vertagt, denn ein Polterabend im Porzellanmuseum hätte sicher nicht jedem gefallen.

Zwei besondere Stücke frühen FÜRSTENBERG Porzellans stellte Thomas Engelke im Namen des Vereins Freunde Fürstenberger Porzellan e.V. vor. Anhand einer mit Rosendekor verzierten Porzellantonne samt Holzmechanik (um 1790) erzählte er das spannende Märchen vom „Fürstenberger Butterfass“. Dabei bot ein listiger, verfressener Fuchs kein gutes Benehmen während der Betreuung des herzoglichen Nachwuchses am Hofe des Fürstenberger Jagdschlosses und bekam am Ende der Geschichte sein Fett weg, in dem er mit Butter beworfen, davongejagt wurde. Im Schaudepot, der Schatzkammer des Museums, konnten die Besucher*innen anschießend die passende Kanne aus der Sammlung Max-Gerd Reichmann mit einem Fuchsmotiv (um 1820) suchen und sich überzeugen, dass die Füchse tatsächlich seit dem Vorfall in Fürstenberg eine weiße Schwanzspitze tragen.

Die erfahrene Museumsführerin Eva Leach zeigte den Gästen unter dem Motto „Tischlein deck dich!“ wie die opulenten Tafeln vergangener Tage bei Hofe eingedeckt wurden und wie moderne Tischkultur heute aussehen kann. Ein besonderes Highlight war bei diesem unterhaltsam geführten Rundgang durch die Dauerausstellung ein speziell am Erlebniswochenende ausgestelltes Kindergeschirr, welches ein Mitglied des Förderkreises zur Verfügung gestellt hatte: ein Mokkaservice mit Märchendarstellungen aus den 1940er Jahren. Museumsbesucher*innen jeden Alters entdeckten auf den Tassen, Untertassen, Tellern, den Kannen und der Zuckerdose begeistert bunte Elemente mit Märchenillustrationen unter anderem aus Schneewittchen, Schneeweißchen und Rosenrot, Aschenputtel, Brüderchen und Schwesterchen und dem tapferen Schneiderlein.