„…und sonntags jetzt auch mal zwei!“

Erzählungen zu Tischkultur früher und heute im intergenerationellen Erzählcafé im MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG12 Senior*innen des Senioren- und Pflegestützpunkts Holzminden sowie 10 Studierende des Bachelor-Studiengangs Soziale Arbeit der HAWK folgten der diesjährigen Einladung zum intergenerationellen Erzählcafé zum Thema „Tischkultur früher und heute“.

Initiiert und organisiert wurde das seit vielen Jahren regelmäßig stattfindende Erzählcafé vom Senioren- und Pflegestützpunkt (SPN) und der HAWK in Holzminden. Silvia Kieven (SPN) und Prof. Dr. Stefanie Debiel (HAWK) vonseiten des Organisationsteams freuten sich besonders über die erneute Zusammenarbeit mit MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG als Projektpartner und zugleich Veranstaltungsort.

Der gemeinsame Tag begann mit einem spannenden Streifzug durch das Museum zu verschiedenen Epochen von Tisch- und Tafelkultur. Isabel Pagalies, Museumspädagogin im MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG, führte durch die facettenreiche und beeindruckende Ausstellung zu vielfältigen Tischsitten und Gebräuchen. Im Anschluss an die Führung war Zeit und Raum, sich an gedeckten Tischen im Erzählcafé zu erfrischen und über persönliche Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen. Den Auftakt machten zwei Senior*innen und zwei Studierende anhand eigens mitgebrachter Gegenstände zum Thema Tischkultur. Egal, ob „alt oder jung“: Einig war man sich bei den spannenden und zugleich berührenden Erzählungen, dass zu einem aufwändig gedeckten Tisch ein besonderer Anlass sowie eine ausgesuchte Tischdecke und Servietten gehören. Ob diese aus Nachhaltigkeitsgründen optional zur Verfügung gestellt werden, fest eingedeckt, aus Baumwolle und/oder Papier sein sollten, blieb ein offener Diskussionspunkt. Geprägt waren die Erlebnisse aller Erzählenden durch Erfahrungen aus Kindheit und Jugend. Eine Seniorin berichtete von erlebten Verhaltensvorgaben bei Tisch, so z.B. untersagte Gespräche. Einen besonderen Stellenwert hatte bei einem Senior das üppig zelebrierte, zugleich dennoch auf ein Ei rationierte Sonntagsfrühstück nach dem Kirchgang in Verbindung mit einem Tischgebet. Beide Studierenden waren nachhaltig beeindruckt von und durch „Oma“: Hier vom einheitlichen Tafelservice und gestärkten Tischdecken zum gegebenen Anlass, bis hin zum stets gebackenen Sonntagskuchen für ggf. nicht angekündigte Gäste. Aber, – dass tradierte Arrangements auch verändert werden (können) –, zeigte der abschließende Ausblick des Seniors: So „schlemme“ er nach wie vor nur beim Sonntagsfrühstück, esse jedoch, anstelle des damals rationierten einem Eis, sonntags nun immer zwei!

In kleineren Tischgruppen wurden bei Kaffee und Kuchen die Erzählungen fortgeführt. Sie boten Gelegenheit, weit über das Thema Tischkultur hinaus, mehr übereinander und voneinander zu erfahren. Die Gespräche drehten sich rund um die ein oder andere Biografie, kreative Hobbies sowie Studium und Berufswahl. Aber auch gesellschaftlich kontrovers diskutierte Themen, wie die Einführung einer „4-Tage-Woche“, führten zu angeregten Diskussionen. Zum krönenden Abschluss bemalten die Teilnehmenden an den gemeinsamen Tischgruppen ein eigenes Porzellanstück als Erinnerungsstück an diesen wunderschönen Tag.

Alle Beteiligten zeigten sich mit dem Verlauf des Erzählcafés sehr zufrieden. Das „Holzmindener Konzept“ der Erzählcafés mit seiner Kombination aus Café und gemeinsamer Aktivität hat sich aus Sicht des Organisationsteams erneut bewährt. Die Studierenden fanden zudem den Exkursionsort ideal und erlebten die Begegnung mit Senior*innen als äußerst spannend und bereichernd. Zuvor hatten sie sich theoretisch mit intergenerationeller Sozialer Arbeit sowie der Bedeutung von Essen in der Sozialen Arbeit befasst. Aus dieser Verbindung von Theorie und Praxis nahmen sie wertvolle Anregungen für ihre zukünftige berufliche Praxis als Sozialarbeitende mit und würden anderen Kommilitoninnen die Teilnahme „auf jeden Fall weiterempfehlen“. „Jung und Alt“ stellten übereinstimmend fest, dass dieses intergenerationelle Projekt unbedingt fortgeführt werden sollte.