Preisverleihung Richard-Bampi-Preis

Fürstenberg, 13. April 2018

Endlich, am Freitagabend war es nun soweit: Die mit Spannung erwartete Verleihung des Richard-Bampi-Preises fand statt. Schon im Verlauf des Nachmittags waren viele Gäste aus der Ferne angereist, um bei dieser Gelegenheit das neue Museum endlich kennen zu lernen.

Preisverleihung Bampi Preis 2018

Den Abend eröffnete Museumsleiter Dr. Christian Lechelt mit einer Rede, in der er über die glückliche Verbindung des neu gestalteten Museums mit dem Richard-Bampi-Preis und innovativer Keramikkunst sprach. Den von der Gesellschaft der Keramikfreunde e. V. verliehenen Preis im MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG auszurichten, bedeutet eine hohe Anerkennung seitens des international renommierten Vereins. Worin die Faszination der Keramik liegt, führte Lechelt im Weiteren aus:

„Wird über Keramik im Allgemeinen gesprochen, beginnt man gerne im Urschlamm: Als eines der ältesten Materialien begleitet es den Menschen seit Beginn der Zivilisation. Seit mehreren Zehntausend Jahren müht sich die Menschheit ab, ungestalten Klumpen eine Form zu geben. Als überall auf der Welt verfügbarer und schmiegsamer Werkstoff kann sich menschliche Schöpfungskraft, und sei es nur ein Fingerdruck, darin unmittelbar ausdrücken. So dient sich die Keramik dem Menschen geradezu an: ob als Gebrauchsgegenstand, Kunstobjekt, Bauelement oder technisches Bauteil, die Vielfalt der Möglichkeiten ist kaum zu überblicken. Dazu gehört auch die große Variationsbreite der keramischen Massen von den quasi naturbelassenen Tonen bis hin zu gemischten Werkstoffen wie Steingut und Porzellan. Nicht zu vergessen die Überzüge, Glasuren und Engobe mit ihren Farben und Strukturen in tatsächlich unendlicher Vielfalt. So eröffnet die Keramik Künstlerinnen und Künstlern eine überaus reizvolle, ja reizüberflutende Welt der Möglichkeiten, in der es sich sicherlich nicht immer leicht zurechtzufinden ist.“

Preisverleihung Bampi 2018

Anschließend ergriff Dr. des. Marlen Topp, die Beauftragte für den Richard-Bampi-Preis der Gesellschaft der Keramikfreunde e. V., das Wort. Sie umriss die Aufgabe und Zielsetzung des Preises:

„In der Ausschreibung heißt es, der Preis solle jungen hochbegabten, in Deutschland tätigen Keramikern zu Gute kommen, deren künstlerische Begabung sich in einem Gefäß genauso gut wie in einer freien Arbeit ausdrücken kann. Doch woran macht man bei so vielfältigen Werken, wie wir sie auch hier wieder sehen können, eine Hochbegabung fest? Wie innovativ und richtungsweisend arbeiten die Künstlerinnen und Künstler in der Keramik eigentlich im Moment? Der Richard-Bampi-Preis ist seit 1969 ein zuverlässiger Förderwettbewerb, der stets einen aktuellen Ausschnitt aus dem zeitgenössischen Schaffen festhält und im Laufe der Jahrzehnte viele junge Nachwuchskeramikkünstler unterstützt hat, deren Werke heute überall in den Museen zu finden sind. Auch den diesjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist ein ähnlicher Werdegang zu wünschen.“

Nach einer kurzen Vorstellung der in diesem Jahr für die Ausstellung und damit den Wettbewerb zugelassenen Künstler*innen folgte der eigentliche Höhepunkt: die Bekanntgabe der Auszeichnungen.

Die Preisjury, bestehend aus Annabelle Gräfin von Oeynhausen-Sierstorpff, Anna Dorothea Klug, Lutz Könecke, Dr. Josef Straßer und Dr. Christian Lechelt als Juryvorsitzendem, hat eine nicht dotierte Belobigung für Sarah Pschorn ausgesprochen. Die in Halle an der Burg Giebichenstein ausgebildete Künstlerin hat eine sehr freie, eigenständige Position gefunden. Hier stellte die Jury fest:

„Vasenobjekte im Raum jenseits von Funktionalitäten und traditionellen Zuschreibungen. Mutiges, weil profund freies Spiel mit Form- und Ornamentzitaten, Materialien und Fundstücken. Materialverbindungen und Einbeziehung von historischen Artefakten manifestieren sich in der Ambivalenz dekonstruktiver Konstruktionen. So vereint sich die handwerklich versiert gedrehte Keramikform mit frei modellierten, intuitiv erfassten Strukturen und eingefügten Trouvaillen zu einer poetischen Archäologie moderner Gestaltungspraxis: Zitat, Assemblage, ungebundener, höchst individueller Gestus.“

Bampipreisverleihung 2018

Ein zweiter Preis, dotiert mit 4.000 Euro, wurde Paul Simon Heyduck zuerkannt. Der Künstler studiert aktuell noch am Institut für künstlerische Keramik und Glas in Höhr-Grenzhausen. Die Begründung der Jury für die Preisvergabe an Heyduck lautet:

„Ein schwarzer, aufgebrochener Kubus mitten im Raum; metallisch glänzende Brocken, wie fossile Fundstücke; eine weiße, zersplitterte, wie implodierte Form; scheinbar frei im Raum schwebende, geborstene Knochen – so stellt sich das Werk von Paul Simon Heyduck dar. Es sind Objekte voller Archaik und suggestiver Kraft. Formgewaltig ruhen sie mit einem magnetischen Selbstverständnis und entfalten eine hypnotische Wirkung. Dies gilt besonders für Anepia Excerpt, den monumentalen, schwarzglänzenden Kubus. Er gibt den Betrachtenden Rätsel auf: Seine dunkle Gestalt wirkt nach außen, der Blick wird in das Innere der Aufbrüche und Höhlungen gezogen, die taktilen Reize werden stimuliert.“

Neben Pschorn und Heyduck sind weitere acht Künstlerinnen in der Ausstellung vertreten: Die Produktdesignerin Babette Wiezorek, die ein Studium der Kunstgeschichte an der TU Berlin und für Produktdesign an der Kunsthochschule Berlin Weißensee absolviert hat. Sie beschäftigt sich mit den Möglichkeiten der digitalen Formerzeugung. So untersuchte sie beispielsweise für ihr „n + 1-Projekt“ die nahezu unendlichen Formvarianten, die sich aus einem einzigen Algorithmus entwickeln lassen. Das Schaffen besteht in der digitalen Vorarbeit am Computer und in der eventuellen Nachbearbeitung des vom Drucker erzeugten Objektes.

An der staatlichen Fachschule in Höhr-Grenzhausen schloss Julia Saffer ihre Ausbildung zur Keramikgestalterin ab. Zentrales Prinzip der aus einzelnen verdrehten Strängen aufgebauten Keramiken ist die Spirale. Der Ausdruck ihrer Objekte wird wesentlich von den Oberflächenüberzügen bestimmt, bei denen sie Terra Sigillata mit Farbkörpern und Lüster kombiniert.

Malerisch, wenn auch völlig anders, sind die „Fundstücke“ der Koreanerin Jiyoun Shim. Ihre kleinteiligen, metikulös gearbeiteten Objekte erinnern an Korallenriffe und Südseeinseln, übersät mit Muscheln und Korallen. Auf dem weißen, aus Steinzeug und Porzellan gemischten Keramikgrund strahlen komplexe Farbglasuren. Shims Arbeiten setzen sich mit asiatischer Trivialästhetik auseinander, ohne diese aber zu diskreditieren.

Die ebenfalls an der Burg Giebichenstein in Halle zunächst in Kommunikationsdesign ausgebildete Jantje Almstedt arbeitet bevorzugt mit der Einbindung anderer Materialien, v. a. mit Kunststoffen. Ihre „Partygäste“ sind skurril geformte Kreaturen, die sicherlich bei manchem Betrachter ein Schmunzeln hervorrufen, als keramische Objekte jedoch einen durchaus eigenständigen Charakter aufweisen. Hier gelingt es, mit scheinbar einfachen Mitteln Emotionen hervorzurufen. Das Vorbild ihres Lehrer Martin Neubert ist deutlich.

Die im November 2017 in Halle diplomierte Michela Benedan hat sich mit einem aus der Architektur bekannten Thema, dem Tragen und Lasten beschäftigt. Ihre fragilen, an einigen Stellen aufgebrochenen Gitterstrukturen – „Stützen“ – tragen massive und damit auch schwer wirkende Keramikelemente und sind teilweise zusätzlich aufeinandergestellt. Sie verkörpern gleich antiken Karyatiden die von der Erdanziehung bestimmten Kräfte, die sich in den labilen Gleichgewichten widerspiegeln.

Mit ihrer Installation „Ortswechsel“ bewegt sich auch Lotte Buch in einem architektonisch geprägten Thema. Ihre raumgreifenden Arbeiten bilden jedoch eher Landschaften und Orte statt Architekturen. Sie bestehen aus Kisten, rechteckigen Platten und welligen „Blättern“. Manches ist ineinander gelegt oder geschoben, kann verändert werden, manches steht auf Sockeln, Stelen oder tischartigen Gebilden. Das Narrativ der architektonischen Addition bildet hier den roten Faden der ausgestellten Arbeiten. Auch diese Künstlerin kann einen Abschluss von der Burg Giebichenstein vorweisen.

Dem Gefäß nähert sich als eine der wenigen Teilnehmerinnen Lena Biesalski, ebenfalls eine Hallenser Absolventin. Ihre malerische Gruppe „Kooperative II“ zeigt den subtilen Umgang mit traditioneller Gefäßkeramik, also mit Formen und ihren Oberflächen. Im Mittelpunkt steht jedoch nicht das einzelne Gefäß oder Objekt, sondern das Zusammenspiel in einer Gemeinschaft oder Gruppe.

Einem völlig anderen Bereich widmet sich dagegen Luise Hellmann. Ihr Thema ist die künstlerische Fliese, ein aktuell wenig beachteter Bereich der Keramikkunst. Neben hoher Individualität zeigen Hellmanns Arbeiten einen profunden Umgang mit den Möglichkeiten keramischer Oberflächen von Glasuren und Strukturen.